Paul Claudel
Verse der Verbannung / Singspiel für drei Stimmen

Übertragen von Hans Urs von Balthasar



1964, 90 Seiten, gebunden
Euro 6.-; SFr. 12.-

ISBN 978 3 89411 109 0


«La Cantate à trois voix» (1911) ist eines der inspiriertesten und beschwingtesten Werke Claudels; tiefsinnige Rühmung der Welt in ihrer Herrlichkeit und Vergänglichkeit.
Drei junge Frauen, in der Nacht der Sommer-Sonnenwende auf einer Terrasse der Provence, … Laeta die Französin, Fausta die Polin, Beata die Ägypterin, die erste verlobt, die zweite vom Gatten getrennt, die dritte Witwe, träumen, schauen, singen miteinander von der Nacht, da die Sonne stillsteht, die Natur zu ihrer höchsten Entfaltung gelangt und in feierlicher Pause, Gleichnis und Gegenwart der Ewigkeit, innehält, ehe die Morgenröte erneut die Zeit in Bewegung setzt. Der Augenblick der Aufhebung – höchste Erfüllung und Tod, Genuß und Verzicht, Verbannung und Heimat – ereignet sich in dieser sanften ekstatischen Nacht, überall ist das Ewige durchsichtig: in der Erwartung der Verlobten, in der erhofften Wiederkehr des Gemahls zur nunmehr reifgewordenen Gattin (sie kennt alle Geheimnisse der innern Fernen und Härten der Liebe), schließlich in der Erfahrung der Witwe, die jenseits von Gegenwart und Abwesenheit, von Tag und Nacht um die Einheit mit dem toten Geliebten weiß.
Vorangestellt sind die gänzlich verschiedenen «Vers d’Exil» (1895), während des ersten chinesischen Aufenthaltes entstanden, Stücke von abgründiger, gewollt hoffnungsloser Schwermut, die bis zum Nichts abräumt. Und das doch angesichts eines harten, unerbittlich gegenwärtigen Gottes, dem das verlorene Kind sich in einem Trotz stellt, der immer schon bitterlich nachgegeben hat.

Aus dem Nachwort des Übersetzers