Paul Claudel
Heiligenblätter


Übertragen von Hans Urs von Balthasar



1964, 147 Seiten, gebunden
Euro 6.50; SFr. 13.-

ISBN 978 3 89411 111 3


Die «Feuilles de Saints» entstammen den Jahren 1910 bis 1921, die meisten wurden gegen Ende des ersten Krieges in Rio, Kopenhagen und in der Provence (Hostel) geschrieben und erstmals 1925 veröffentlicht. Sie stehen also in nächster Nähe zum «Seidenen Schuh». In der «Corona» hatte der Dichter begonnen, nach den Mysterien der Schöpfung die der Kirche zu preisen, hier führt er das Unternehmen fort und vertieft es insofern, als er in «Martin», «Genoveva» und «Ludwig» Frankreich seine christlichen Genien schenkt.
Die drei persönlichsten Stücke, die der Dichter selbst hoch geschätzt hat, sind die große «Teresa» (worin er das Schönste zur Frage der Heiligkeit sagt), die «Unterbrochene Straße», die Claudels eigene Existenz in ein unvergeßliches Bild faßt, und vor allem der gewaltige Dantehymnus, worin das Eros-Problem des «Seidenen Schuhs» eine strahlende Ausgestaltung erhält: in der Huldigung an Dante und Beatrice hat der Dichter auch seine Stelle im Geschichtsgang christlicher Dichtung am klarsten erkannt. Das vielleicht abgerundetste, erfreulichste Stück der Sammlung bleibt aber doch der «Architekt», ein Erinnerungsblatt Claudels an seinen Schwiegervater, den Erbauer der Basilica von Fourvière, die, selbst kein Meisterstück, Anlaß wurde zum stolzen, warmen, inspirierten Gedicht, das hoch im Blauen wie eine Fahne weht. So ungleich die «Heiligenblätter» im Wert sein mögen, in ihren Gipfeln dürften sie das Beste bergen, was Claudels lyrische Muse geschaffen hat.

Aus der Nachbemerkung des Übersetzers