Adrienne von Speyr

Passion nach Matthäus




1957, 262 Seiten, Leinen
Euro 11.50; SFr. 22.-

ISBN 978 3 89411 234 9


«Simon kommt scheinbar ganz zufällig des Weges. Als ein Gezeichneter, der nichts von seinem Zeichen weiß. Als ein Helfer, der von der zu leistenden Hilfe nichts ahnt. Auch nicht, daß er hilfsbereit ist. Sein Weg kreuzt wie zufällig den Weg des Herrn. Er kommt absichtslos; was er vom Herrn weiß, hat seine Neugierde nicht geweckt, er steht nicht da als ein Zuschauer, ein Mitläufer; er kommt entgegen. Die, die jetzt mit dem Herrn gehen, sind sich zu gut, um ihm zu helfen. Sie sehen zwar, daß das Kreuz, das er trägt, zu schwer ist für ihn. Aber sie wollen keinerlei Gemeinschaft mit ihm. Sie brächten ihn jedoch nicht ans Ziel, wenn nicht irgendwer hilft. Auch soll er am Kreuz noch tüchtig leiden; seine Kraft darf nicht schon jetzt aufgezehrt werden. So zwingen sie Simon, ihm das Kreuz zu tragen. Es ist Zwang; aber indem sie ihn zwingen, öffnen sie ihm den Weg zur Gnade: er wird zum Helfer. Er wird es, ob er mag oder nicht. Er steht auf diesem Weg an einer sehr seltsamen Stelle. Die Bösen führen den Sohn Gottes ins Werk der Erlösung hinein; Simon wird durch die gleichen Leute geführt in die göttliche Gnade hinein. Der Herr, der ihm diese Gnade verleiht, weiß, daß dazu ein Geführtwerden, ein Vollziehen des Weges erfordert ist, während Simon selbst es irgendwie widerwillig geschehen läßt - aber schließlich eben doch geschehen läßt.» (S. 151)