Adrienne von Speyr

Sie folgten seinem Ruf
Berufung und Askese




32015, 107 Seiten, kartoniert
Euro 12.-; SFr. 18.-

ISBN 978 3 89411 257 8  


Das kleine Buch ist nur recht verständlich, wenn man hinter alle Verbrauchtheit des Wortes Askese und Asket zurückgeht in jene christlichen Ursprünge, da Menschen zum erstenmal versuchten, sich ganz und ungeteilt in den Dienst und in die Nachfolge des Wortes Gottes zu stellen. Man wird es ihm dann nicht verargen, dass es, zumal in seinem ersten Teil, asketisches Leben als Leben im Ruf zu ungeteiltem Dienst versteht, also Leben in der Formgebung der drei evangelischen Räte, und zu Beginn den jungen Menschen sehr ernst und sehr mütterlich durch die schwierige Zeit hindurch begleitet, die vom Erwachen des Rufes in der Seele zum großen Entschluss und zu seiner Verwirklichung führt. Jede Phase hat ihre besondere Form der Askese; das Wort hier immer im christlichen Sinn einer die Gesamtexistenz des glaubenden Menschen anfordernden, ganz aus dem rufenden Wort Gottes stammenden Wirklichkeit verstanden, niemals als Summe besonderer «Werke» und «Leistungen», obwohl der Ruf zum asketischen Leben immer auch ein Ruf zur Tat ist.
Der Weg, den Adrienne von Speyr hier beschreitet, ist der Weg, der durch Totalität überzeugen will. Wer das Ganze, das überwältigend Ganze im Auge behält, kann sich nicht mehr um eines Einzelnen willen verweigern. Das Ganze des Christentums ist so beglückend, dass in seinem Namen auch die Härte der Askese gefordert werden kann. Nur weil er alles gibt, ein göttliches Alles, fordert Christus; verlangt er vom Glaubenden das kleine menschliche Alles. Das Buch will auf diese Totalität hin gelesen und gedeutet sein.