Hans Urs von Balthasar

Nochmals – Reinhold Schneider




1991, 314 Seiten, Leinen
Euro 24.50; SFr. 48.-

ISBN 978 3 89411 296 7  


«Daß die Forschung den Glauben nicht aufheben kann, das versteht sich von selbst.» Tradition von Christus her bedeutet also etwas ganz anderes als Traditionalismus, eigentlich das Gegenteil. In ‹Erbe und Freiheit› [1955, dem letzten souverän komponierten Werk Schneiders] spielt er sein Thema in sechs Kapiteln durch. Das Motto dazu steht im «Christlichen Protest» [1954]: «Wenn wir nicht sind, was wir sein sollen, so hat es keinen Sinn, daß wir sind. Was in der Geschichte geboten ist, das ist offenbar etwas Unmögliches, aber es muß getan werden; der Glaube hat die Hoffnung, daß die Gnade das Unmögliche möglich macht. Aus diesem Verhältnis zur Welt, zu einem überfordernden Widerstand formt sich ritterlicher Geist.» (299f.)
Es ging Balthasar mit der Neuausgabe seines Interpretationsversuches um Bewahrung und Wiedervermittlung eines Leitbildes an geistiger Haltung, an Tradition als «Überlieferung des Evangeliums und der Grundhaltung Christi und der in seine Nachfolge Gerufenen gegenüber den Überwältigungen irdischer Macht», wie es in dem neu hinzugekommenen Kapitel «Vorhang» am Schluß des Buches heißt. In diesem neuen Kapitel, in dem B. das letzte halbe Jahrzehnt im Leben und Schaffen Schneiders betrachtet, ist es ihm vornehmlich um die Abwehr von Mißverständnissen und die Erhellung des Vermächtnisses aus dem Geist des vorausgehenden Gesamtwerks zu tun. B.s Reinhold-Schneider-Deutung gewinnt einen schon klassisch zu nennenden Stellenwert, macht jedoch, vor allem unter dem Aspekt des Spätwerks, auch andere und von neuen Gesichtspunkten bestimmte Sichtweisen auf das Werk Schneiders erforderlich.


Theologische Literaturzeitung, Leipzig